Wie so vieles beim Ausbau ist die Frage nach dem Bett auch eine Frage nach der gewünschten Nutzung. Im Grunde leitet sich ja der gesamte Grundriss davon ab, wie ich mein Gefährt – und damit meinen begrenzten Platz – nutzen möchte. Mehr zur Grundrissplanung mit dem Tool SketchUP findest du in einem separaten Beitrag.
Bevor ich auf unsere Variante eingehe, will ich noch ein paar Worte zu den Varianten sagen, für die wir uns zwar nicht entschieden haben, die aber durchaus auch ihre Daseinsberechtigung haben.
Festes Bett
Die wohl einfachste und auch gern in Profi-Ausbauten gewählte Variante ist das feste Bett. Wie der Name schon sagt, steht es fest und kann nicht umgebaut, verräumt oder auf die Seite geschoben werden. Meist wird das Bett erhöht gebaut, weil sich dadurch darunter jede Menge Stauraum und Platz für eine große Heckgarage ergibt. Das ist aus unserer Sicht allerdings schon der einzige Vorteil. Der Platz über dem Bett kann nur für die „Funktion“ Schlafen genutzt werden. Aus diesem Grund sieht man bei festen Betten in der Regel auch drehbare Fahrersitze und den Essbereich im vorderen Teil des Fahrzeuges.
Eckbank mit absenkbarem Tisch
Hier liegt ein ganz einfacher Gedanke zu Grunde. Wo ich am Tag sitze und auch esse, möchte ich in der Nacht auch liegen. Um einen kleinen Tisch wird also meistens eine U-Förmige Eckbank gebaut. Als Variante können auch ein längerer Tisch und Bänke links und rechts an den Außenwänden gebaut werden. Um aus dem Sitzbereich das Bett zu formen, wird der Tisch auf die Höhe der Sitzfläche abgesenkt. Meist wird dafür ein höhenverstellbares Tischbein * verwendet. Aber für diese Funktion gibt es zahllose teils auch sehr kreative Lösungen. Durch das Absenken der Tischplatte entsteht eine große Liegefläche. Um aber nicht auf dem Holz schlafen zu müssen, wird in der Regel mit den Polstern der Rückenlehne eine geschlossene, aus mehreren Teilen bestehende Matratze geformt.
Diese Bett-Variante bietet im Vergleich zum festen Bett auf jeden Fall schon mal den Vorteil, dass der Raum doppelt genutzt werden kann, also praktisch eine Tag und eine Nacht Funktion hat. Wir haben uns auf Grund der folgenden Überlegungen gegen diese Variante entschieden. Natürlich geht es auf den ersten Blick schnell, die Sitzgruppe in das Bett umzubauen. Aber der Aufwand jeden Tag summiert sich dann doch. Vermutlich geht man, abhängig vom Außenwetter, nach einiger Zeit eher dazu über, das Bett nur aufzuräumen, wenn man die Sitzfläche tatsächlich auch braucht. Sobald man sich auf das zurecht gemachte Bett bettet wird man schnell feststellen, dass eine Matratze, die aus vielen unterschiedlichen und meistens auch voneinander getrennten Einzelteilen besteht, nicht die bequemste Art ist, seine Nacht zu verbringen. Und zusätzlich entsteht morgens noch ein weiteres Problem. Wohin mit der Bettwäsche *? Je nach Ausführung und gerade im Winter kann da schon einiges an Volumen zusammenkommen.
Klappcouch
Man kennt sie eher aus dem Hausgebrauch, die Klappcouch (Beispiel *). Aber nach dem gleichen Prinzip kann man auch das Bett in einem Camper gestalten. Ähnlich wie in der Variante mit dem absenkbaren Tisch, wird auch hier aus der Sitzfläche und der Rückenlehne eine große Liegefläche. Eine Kombination der beiden Varianten ist ebenfalls denkbar, wenn man die Liegefläche der Klappcouch zusätzlich mit dem Tisch vergrößert. Auch diese Variante haben wir aus denselben Gründen abgelehnt, wie die Eckbank-Variante.
Was uns beim Grundriss und der Auswahl der Bett-Variante wichtig war
Kommen wir also endlich auf unsere Lösung zu sprechen. Für uns waren ein schöner Sitzbereich, ein großer Tisch und ein schnell verräumtes Bett inklusive Bettzeug wichtig. Deshalb haben wir uns für ein Hubbett entschieden. Das Bett wird tagsüber zusammen mit dem darauf liegenden Bettzeug an die Decke des Fahrzeuges gekurbelt und ist somit schnell aus dem Weg. Darunter haben wir links und rechts je eine große Bank und in der Mitte einen schönen großen Tisch zum Essen, Spielen und manchmal auch zum Arbeiten. Die Höhe reicht dabei völlig aus, um normal zu sitzen, ohne das Gefühl zu haben, einem fällt die Decke auf den Kopf. Das war bei der Planung meine größte Sorge.
Abends wird das Bett einfach wieder runter gekurbelt und liegt dann praktisch auf den Rückenlehnen der Sitzbänke auf. Theoretisch könnte man die Sitzbänke jetzt noch so gestalten, dass sie zusammen mit einer absenkbaren Tischplatte noch ein weiteres Bett ergeben. Und falls mal einer von uns ins Bett will, der andere aber lieber noch etwas sitzen möchte, haben wir alles so gestaltet, dass bei runter gelassenem Bett auf beiden Bänken noch Platz zum Sitzen ist. Den Tisch kann man in diesem Fall auch noch ein Stück weiter vor ziehen *, sodass es einem auch dann an nichts fehlt. Wir lieben diese Lösung. Auch nach einem Jahr intensiver Testungen.
Wenn wir unterwegs sind, fahren wir das Bett jeden Morgen rauf, jeden Abend runter. Und tagsüber nutzen wir ständig die Sitzgruppe. Auch, dass wir das Bettzeug und die Schlafsachen einfach auf dem Bett liegen lassen können, genießen wir sehr. Anfangs dachten wir noch, wir müssen das Bett auch zum Fahren runterlassen, also in die „Nacht-Position“, das ist aber nicht der Fall. Wir fahren immer mit hochgezogenem Bett.
Die Konstruktion des Hubbettes
Um das Bett an der Decke zu befestigen, haben wir direkt in die Dachholme der Karosserie an vier stellen eine Nietmutter angebracht. In diese Muttern haben wir dann nach dem Verkleiden der Decke einfache Ösen geschraubt. Diese Ösen halten die Seile, die mittig unter dem Bett auf der Welle zusammen treffen. Beim Hochkurbeln des Bettes schwingt die ganze Konstruktion also frei an den vier Seilen, bis sie ganz oben angekommen ist und je nach Volumen des Bettzeuges sich in unterschiedlichen Höhen gegen die Decke drückt. Als Welle haben wir zwei Rollladenwellen * verwendet, weil diese einen guten Durchmesser haben. In dieser Welle verläuft eine Gewindestange, die von vorne bis hinten durchgängig ist.
Zum Kurbeln wollten wir eigentlich eine Ratsche oder eine Markisenwelle verwenden. Weil wir nichts passendes gefunden haben, haben wir als Übergangslösung ein Kurbelrad * eingebaut. Und wie es so oft ist, die Übergangslösung wurde zur Dauerlösung. Und das sogar zu Recht. Durch das Kurbeln am Rad hat man immer zwei Hände am Bett und verteilt damit die Kraft auf beide Seiten des Rades. Bei einer Kurbel wäre das nicht der Fall und die Kraft würde nur von einer Seite kommen und damit das Bett immer abwechselnd nach Links und nach Rechts drücken. Gesichert wird das Ganze einfach mit einem Stift, den wir in das Rad schieben, damit sich eine der Speichen darauf legen kann.
Um auch unter dem Bett Licht zu haben, haben wir einen Magnetstecker angebracht. Den kann man einfach einstecken, wenn das Bett auf seiner „Tag-Position“ ist. Diese Lösung ist noch nicht optimal. Der Gedanke dabei war, dass sich der Stecker von selbst löst, falls man ihn vor dem Ablassen des Bettes vergessen hat, zu entfernen. Das funktioniert leider nicht und wir haben schon oft das Bett so weit runter gelassen, bis die ganze Konstruktion auf dem Kabel liegt. Wenn du da eine bessere Idee hast, wir wären wirklich sehr dankbar.
Quer- oder Längsschläfer?
Wenn du alle unsere vorherigen Beiträge gelesen hast, weißt du, dass wir uns extra für den Fiat Ducato als Fahrzeug entschieden haben, weil er den breitesten Laderaum hat. Wir wollten unser Bett unbedingt so bauen, dass wir quer schlafen können. Im Ducato ergeben sich da an der breitesten Stelle abzüglich Isolierung fast zwei Meter Platz. Und die sind auch notwendig, wenn ich mit fast 1,90 Metern Größe ausgestreckt liegen möchte. Wenn du auf der Straße Camper siehst, die auf anderen Herstellern basieren und die an den Seiten im hinteren Bereich so Ausbeulungen haben, dann deshalb, weil dort Querbetten verbaut sind, aber das Fahrzeug nicht genug Platz dafür hatte. Diese Verbreiterungen waren bisher eher bei Profi-Ausbauten zu finden, haben aber mittlerweile auch in der „Selbstausbau-Gemeinde“ ihre Anhänger gefunden.
Weil sich das Fahrzeug nach oben hin allerdings verjüngt, können wir nicht das gesamte Bett nach oben ziehen. Die tatsächlich bewegliche Fläche ist „nur“ 1,75 Meter breit. Der Rest der Matratze bleibt fest über den Rückenlehnen stehen und das Bett sinkt quasi beim runter lassen dazwischen ein. Der kleine Spalt, der dadurch in der Matratze entsteht, stört allerdings gar nicht. Dort liegt immer das Kopfkissen drauf und auf der anderen Seite die Füße. Übrigens können wir, je nach Neigungsrichtung des Fahrzeuges, mit den Köpfen entweder Links oder Recht liegen, dass macht keinen Unterschied.
Wie schon erwähnt, sind wir sehr zufrieden mit unserer Lösung der Schlafsituation und ich finde durchaus, dass es sich, nicht nur für uns, sondern auch ganz objektiv, um die beste Variante unter den beschriebenen und auch allen weiteren nicht beschriebenen Bett-Varianten handelt. Zumal sie für so viele unterschiedliche Grundrisse und Anforderungen an die Nutzbarkeit geeignet ist.
Wenn du dazu noch Fragen hast, falls ich irgendetwas noch unbeantwortet gelassen habe, schreib uns gerne an. Wir freuen uns über Feedback und helfen gerne auch bei deiner Planung.
* Affiliatelink/Werbelink In diesem Text haben wir Affiliate-Links zu bestimmten Produkten hinterlegt. Das bedeutet, solltest du über einen dieser Links das Produkt - oder ein beliebiges anderes Produkt - im verknüpften Shop kaufen, erhalten wir für die Vermittlung eine kleine Provision vom Händler. Für dich ändert sich der Preis dadurch nicht. Wir empfehlen nur Produkte, die wir selbst gerne verwenden oder selbst getestet haben. Weitere Infos dazu findest du hier.
Hallo zusammen und herzlichen Dank für diesen Bericht. Wir bauen auch gerade einen Van aus und haben uns – aus denselben Gründen wie Ihr – für ein Hubbett entschieden. Wie habt Ihr das mit dem Umlenken der Seile gelöst? Danke für einen kurzen Hinweis.
Hi Claudia und Martin,
wir sind immer noch so glücklich mit unserem Hubbett, ihr werdet sicher auch viel Freude daran haben.
Anders als auf den Bildern in diesem Beitrag haben wir inzwischen auch eine Verkleidung von unten angebracht. Bilder dazu gibts in unserem Instagram-Kanal 🙂
Innerhalb des Alu-Rahmens haben wir einfach Umlenkrollen angebracht. Das Seil geht also zwischen den Brettern des Lattenrosts und dem Rahmen durch auf die Rolle. Auf einem der Bilder im Beitrag kann man das erahnen, auch wenn man es nicht richtig sehen kann.
Gerne können wir das noch genauer erläutern oder uns darüber mit euch austauschen und fachsimpeln. Schreibt uns am Besten auf Instagram, da geht die Kommunikation leichter, als über die Homepage. Und falls ihr genauere Bilder, oder Infos zu unserer Rollladenwelle benötigt, sagt gerne Bescheid.
Viel Spaß beim Tüfteln
Lisa & Martin
hallo Lisa
alles eine coole Idee, aber wie habt ihr die Gewindestange mit der Welle fixiert?
vg Marcus
Hallo Marcus,
die Welle ist eingespreizt und an zwei Stellen mit Schrauben durch das Gewinde fixiert.
Viele Grüße
Lisa & Martin