Mostar – eine Stadt, die man einfach gesehen haben muss, wenn man Bosnien besucht, oder einen kleinen Abstecher aus Kroatien machen möchte. Immerhin liegt das charmante Mostar nur rund zwei Autostunden von Dubrovnik entfernt.
Zu nicht-Corona-Zeiten noch heillos überfüllt, drängten sich hier bei meinem letzten Besuch die Menschenmassen durch die schmalen Gassen. An der weltberühmten Brücke musste man sich einen Weg durch die Schaulustigen bahnen – wahlweise mit Ellbogen oder in geduckter Haltung, um unter den hektisch klatschenden und jubelnden Menschen hindurchzukriechen.
Nicht so in diesem Jahr 2021. Wo sich letztes Mal die Menschen gegenseitig auf die Füße gestiegen sind, herrscht im zweiten Corona-Sommer gähnende Leere. So leid einem das für die ansässigen Gastwirte und Souvenir-Verkäufer tun kann, die vor ihren Geschäften stehen oder auf einem Hocker im Schatten sitzen, so angenehm ist es für uns als Besucher. Durchatmen während man durch die Stadt flaniert statt im Zickzack den Massen auszuweichen. Wobei durchatmen bei 40 Grad im Schatten auch leichter gesagt ist als getan.
Cevabdzinica Tima Irma – wenn Irma sagt, es ist genug, ist es genug
Auf unserem Fußmarsch vom Campingplatz in die Altstadt sind wir ganz schön ins Schwitzen gekommen, brauchen also dringend eine Abkühlung – am besten in Flüssiger Form mit Schaumkrone – und etwas zu Essen. Angesteuert haben wir ein Lokal, das nicht nur hinsichtlich seines kulinarischen Angebots absolut überzeugen kann, sondern vor allem durch seine Besitzerin. Völlig ahnungslos, was wir denn Essen könnten, haben wir uns für die gemischte Grillplatte entschieden. Ob sie diese denn empfehlen könne, habe ich sie gefragt. „Of course. I cook it“. Ja na dann.
Auf Empfehlung der Chefin hin haben wir auf jegliche Vorspeise verzichtet und auch keine Beilagen geordert: „That’s enough. Trust me.“ Erster Pluspunkt. Als das Essen geliefert wurde, haben wir nicht schlecht gestaunt über die Mengen an Fleisch-Köstlichkeiten und Grillgemüse, die sich auf dem überdimensionierten Teller breit gemacht haben. Zweiter Pluspunkt. Was aber dieses Restaurant wirklich besonders macht, ist seine Besitzerin, die es von ihrer Familie übernommen hat. Herzlich, gut gelaunt, äußerst quirlig und ein Lächeln auf den Lippen. Dritter Pluspunkt. Was ich ja zunächst fürchterlich irritierend fand, war ihre Hand, die immer wenn sie mit mir sprach auf meinem Rücken ruhte. Dank Corona wird man heutzutage ja eher selten angefasst. Irgendwie aber dennoch gar nicht aufdringlich. Irritierend aber zugleich irgendwie beruhigend.
Nachdem ein paar andere Deutsche recht verloren vor dem Lokal Halt gemacht hatten, habe ich ihnen zwischen zwei Bissen gegrilltem Lamm noch zugerufen, dass sie hier absolut richtig seien. Nachdem sie sich dann tatsächlich dafür entschieden hatten, bei Irma zu essen, gabs dann für mich als Dankeschön für die Empfehlung „I heard that. Thank you“, noch ein Gratis-Wegbier. Bonus Pluspunkt.
Stari Most – viel mehr als ein Wahrzeichen
Nachdem wir frisch gestärkt waren, ging es zur weltberühmten Brücke von Mostar: Stari Most – alte Brücke. Den Namen verdient sie sich redlich. Denn erbaut wurde sie 1566. Stari Most verbindet nicht nur die beiden Stadtteile miteinander, die der Fluss Nerevata trennt, sondern auch die Kulturen.
Während des Bosnienkrieges wurde die Brücke 1993 zerstört und damit nicht nur das Wahrzeichen der Stadt, sondern auch die Eintracht. Während im Weststeil überwiegend katholische Kroaten beheimatet sind, leben die muslimischen Bosniaken im östlichen Mostar. Ohne das Wahrzeichen der Stadt, war auch der tägliche Austausch zwischen den Kulturen in die Brüche gegangen. Heute erinnert nur noch ein Mahnmal mit der Aufschrift „Don’t forget 93“ daran, dass Mostar im Bosnienkrieg schwer getroffen wurde. Denn seit über 10 Jahren verbindet eine Brücke, die der ursprünglichen nachempfunden ist, wieder die beiden Ufer von Mostar miteinander.
Der tägliche Sprung in die Tiefe
Und nicht nur an den Ufern ist einiges geboten. Vor allem auf der Brücke spielt sich tagtäglich ein Spektakel der besonderen Sorte ab. Denn hier können Schaulustige die berühmten Brückenspringer von Mostar bewundern, die sich todesmutig von der 30 Meter hohen Brücke in das kühle Nass des Neretva-Flusses stürzen.
Doch bevor ein Brückenspringer wirklich zum Sprung ansetzt, wird von seinen Kollegen fleißig Trinkgeld gesammelt. Der Mut will ja schließlich belohnt werden. „Erst wenn 50 Euro beisammen sind, springt er“, so die Ansage des jungen Mannes mit dem Sammelhütchen, der in schwindelerregender Höhe mal innen und mal außen am Geländer vorbeihuscht. Normalerweise sollte das kaum ein Problem darstellen, drängen sich doch hunderte von Menschen an und auf der schmalen Brücke, die unbedingt einen Blick auf den Springer erhaschen wollen. Doch an diesem Abend waren vielleicht zehn Zuschauer versammelt. Wir haben uns also auf einen langen Abend eingestellt. Gott sei Dank hatten wir ja unser Wegbier von Irma noch. Doch dann ging auf einmal doch alles ganz schnell. Wahrscheinlich wollte es der Brückenspringer einfach noch im Hellen hinter sich bringen. Immerhin ist das Wasser auch um diese Jahreszeit im Juni noch ordentlich frisch. Tägliches Training gehört deshalb dazu, nicht nur für die richtige Körperspannung und die mentale Stärke, sondern auch für ein ordentliches Herz-Kreislauf-System, das die Abkühlung von 40 Grad Lufttemperatur auf circa 10 Grad Wassertemperatur verkraften muss.
Einfach so von der Brücke in Mostar stürzen sich nur Betrunkene oder Touristen oder eben betrunkene Touristen. Die Jungs, die das täglich seit Jahren tun, trainieren hart auch wenn es als Außenstehender so einfach aussieht: Drei Mal Luft geholt und mit einer Körperspannung, die ihresgleichen sucht, segelte der Brückenspringer hinab in die Tiefe. Damit reiht er sich in eine jahrhundertealte Tradition ein. Der erste Sprung von der Brücke wurde im Jahr 1664 verzeichnet. Damals sprangen die Jungs von der Brücke, um den Mädels zu imponieren. Vielleicht ist das auch heute noch einer der Gründe. Doch vor allem verdienen sich die Brückenspringer von Mostar mit dem Sturz in die Tiefe ihren Lebensunterhalt in einer Gegend, in der auch durch die Nachwehen des Bürgerkrieges die Jobs nicht gerade auf der Straße liegen.
Verlässt man die Altstadt, sieht man Mostar die Spuren des Krieges an. Verlassene Häuser und zerbombte Ruinen, die bis heute nicht wieder aufgebaut wurden, finden sich immer noch zahlreich in der Stadt. Auch diesen Aspekten sollte man als Besucher neben dem bunten Treiben in der Altstadt, Beachtung schenken.
Campingplatz in Mostar: Camping Neretva
Etwa 45 Minuten zu Fuß liegt Camping Neretva von Mostar entfernt am Fluss Neretva. Wir waren neben einem weiteren Deutschen die einzigen Besucher. Der Platz ist immer noch im Aufbau und kann daher noch nicht mit Schatten aufwarten. Für uns bedeutet das Schwitzen, für Aknes allerdings, dass die Solarzellen genügend Strom in den Camper fließen lassen. Toiletten und Duschen finden sich am Campingplatz auch. Warmes Wasser gab es zwar nicht als wir dort waren. Es war aber ja auch warm genug.
Bei den Temperaturen ist eine Abkühlung im Fluss willkommen. Allerdings ist die Neretva nicht einfach nur erfrischend, sondern saukalt – nadelstichkalt. Nichts für mich also. Ich bleib dann doch lieber am Ufer liegen und brutzel ein wenig in der Sonne.
Die Kosten für eine Nacht mit dem Camper liegen normalerweise bei 30KM. Von uns wollte der Besitzer 20KM haben. Denn er sagte selbst, dass er aufgrund der Pandemie und der ausbleibenden Besucher aktuell weder die Bar geöffnet habe, noch sonstige Annehmlichkeiten auf dem Platz bereithalten würde. Für uns war es genau der richtige Platz, abseits der Stadt, zwar ohne Schatten aber am Fluss und das ist ja sowieso das wichtigste.
Ich glaub ja, dass es diese Namen mit den wirren Buchstabenkominationen gar nicht gibt, die da erwähnt werden. Ihr habt nur ein Scrabble mitgenommen, fasst da abends rein und aus den gezogenen Buchstaben bastelt ihr dann was, was die Leser auf Googlemaps suchen sollen. Nee nee 😉
Erwischt 😀
Hast du es denn nicht gefunden? Mostar ist sehr zu empfehlen. Der Fluss ist halt nicht so warm 😉