Bosnien und Herzegowina – erste Etappe unserer Balkan-Reise

weltenbummlerisch in Bosnien

Bosnien, sicherlich kein Reiseland, das viele Urlauber als erstes im Kopf haben, wenn sie an den Balkan denken. Immerhin ist der Meerzugang, den das Land für sich beanspruchen kann mit seinen rund 5 Kilometern kaum der Rede wert.

Doch Bosnien hat landschaftlich wahnsinnig viel zu bieten und ist völlig zu Unrecht ein Reiseland, das bisher für viele eher als weißer Fleck auf der Landkarte gilt. Urige Bergdörfer, tiefe Schluchten, saftige Wiesen, grüne Wälder, karge Berglandschaften, tosende Wasserfälle und klare Bergflüsse, die sich durch die raue Landschaft schlängeln. Und wenn ich hier von grünen Wäldern spreche dann meine ich unglaublich grüne Wälder. Gerade davon waren wir überwältigt.

Banja Luka (2 Nächte)

Unser erster Stopp in Bosnien war ein Campingplatz in der Nähe von Banja Luka. Städte lassen wir im Allgemeinen gerne links liegen, so eben auch Banja Luka. Ein paar Kilometer nach der Stadt, in denen man sich gefährlich nah zwischen dem sich auftürmenden Gebirge und einem Gebirgsfluss hindurchzwängt und vor jeder Kurve hofft, dass kein LKW dahinter lauert, liegt am Fluss ein gemütlicher Campingplatz, das Vrbas Camp. Eigentlich handelt es sich eher um eine Wiese mit kleinem Restaurant und einigen Tagestouristen, die sich am Wochenende im Fluss erfrischen. Hier haben wir unsere ersten beiden Nächte in Bosnien verbracht, um langsam ins Vanlife zu starten. Begonnen hat unser Camperdasein mit regnerischen Nächten, in denen wir festgestellt haben, dass die Schiebetür leider nicht dicht ist und sich mehrere Rinnsale an der Innenseite bilden. Schade eigentlich, wo wir doch die Tür so schön gefilzt hatten. Kannste aber halt auch erst mal nichts machen außer zu hoffen, dass das Wetter besser wird und zu beschließen, dass wir nur noch an Orten nächtigen, an denen am Tag die Sonne scheint und in der Nacht der klare Sternenhimmel zu sehen ist.

Bei Sliwowitz und Bier haben wir Abend Nummer zwei mit den Besitzern des Campingplatzes verbracht, über Gott, die Welt und natürlich Corona gesprochen. In Bosnien sieht man die Lage aber offensichtlich recht entspannt. Masken werden nur sporadisch getragen und hier gab man uns auch zum ersten Mal seit Monaten die Hand, was uns zunächst fürchterlich irritiert hat aber doch irgendwie auch mal wieder ganz schön war.

Jajce, Srednjebosanski (1 Nacht) und die Wassermühlen von Mlinčići

Wassermühlen von MlinčićiDen Zwischenstopp hatten wir eingelegt, da wir nach Sarajevo fahren und auf dem Weg noch einen Abstecher nach Jajce machen wollten, wo der Pliva Wasserfall zu finden ist, der laut Tante Google eine Reise wert ist. Das mag auch tatsächlich sein. Wir hatten aber an diesem regnerischen Tag irgendwie keine rechte Lust darauf, uns Wasser anzuschauen, das in einer Stadt, die nicht sonderlich einladend auf uns wirkte, von einem Hang fällt. Also haben wir von oben einen kurzen Blick auf den Wasserfall geworfen (so richtig gesehen habe ich ihn nicht) und uns getreu dem Motto „been there, done that“ lieber zum Mittagessen begeben.

Im Nachhinein hätten wir uns diese Fahrt lieber sparen sollen. Denn seitdem hat unsere Aknes am Dachholm zwei riesige Dellen und ordentliche Kratzer. Wo genau wir uns diese eingefangen haben, können wir leider nicht sagen, denn mitbekommen haben wir absolut nichts. Aber gut, das kann ja mal passieren, hat uns zwar ein wenig geärgert oder viel mehr verwundert, tut aber der Reiselust auch keinen Abbruch.

Die Straßen in Bosnien sind nicht die besten. Was sich hier Schnellstraße nennt, muss nicht zwingend immer geteert sein. Bisweilen liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 30. Denn auf Schotterpisten, die sich in Haarnadelkurven ums Gebirge legen, fährt es sich langsam deutlich besser. Kein Wunder also, dass Aknes was abbekommen hat. Womöglich kam ihr einfach der Berg ein wenig zu nah.

Aknes Dachschaden

Unser Weg hat uns an diesem Tag allerdings noch an den Wassermühlen von Mlinčići vorbeigeführt, die unweit von Jajce liegen. Ein malerisches Fleckchen Erde, das noch aus der österreichisch-ungarischen Herrschaftszeit stammt. Die alten Wassermühlen sind alle vollständig aus Holz und auf Stelzen erbaut, durch die sich kleine und größere Rinnsale schlängeln. Längst außer Betrieb sind die meisten der alten Mühlen, doch man kann sich richtig vorstellen, wie früher hier Korn zu Mehl gemahlen wurde. Ein bisschen habe ich mich gefühlt wie im Auenland. An einem heißen Sommertag kann man übrigens auch ins kühle Nass des Plivsko Sees springen und sich erfrischen, wie es zahlreiche Einheimische ebenfalls tun. Eigentlich hatten wir vorgehabt in der Nähe zu nächtigen. Doch nachdem wir gefragt hatten, ob wir am See stehenbleiben können, wurde das leider verneint, sodass wir noch ein ganzes Stück weiter gefahren sind.

Nach Sarajevo würden wir es jedenfalls nicht mehr schaffen. Es kann nämlich auch durchaus mal sein, dass eine Schafsherde die Straße kreuzt. Dann heißt es sowieso: warten. Deshalb haben wir auf unserer Reise einen Zwischenstopp eingelegt und uns für eine Nacht auf einer Wiese hinter einem Hotel (Motel Carousel) in Bila einquartiert. Nun könnte man meinen, dass es dort geschäftig zuging. Immerhin war es ein großes Hotel. Coronabedingt hatte dieses allerdings geschlossen, weshalb wir den gesamten Bereich für uns alleine hatten.

 Sarajevo (1 Nacht)

Sarajevo AltstadtWeiter ging es für uns in Richtung Sarajevo. Die bosnische Hauptstadt vereint die Gegensätze der östlichen und westlichen Kultur und ist geprägt von Jahrhunderten voller Geschichte. Mehrere feindliche Übernahmen haben ihre Spuren hinterlassen und die Geschichte der Stadt beeinflusst. Dennoch scheint kaum eine andere Stadt die Gegensätze der orientalischen und westlichen Welt so friedlich zu vereinen wie Sarajevo. Mehr über Sarajevo gibt es in diesem Artikel zu lesen.

Blidinje Nationalpark

Blidinje NationalparkUnser nächste mehr oder weniger planmäßiger Stop sollte Mostar sein. Doch vorher wollten wir noch einen Schlenker über Blidinje Nationalpark machen. Der Schlenker hat rund vier Stunden gedauert. Denn auch hier gilt: die Straßen lassen es nicht zu, mit 100 km/h darüber zu brettern. Speziell der Weg in Richtung Nationalpark war – zumindest für unser damaliges Empfinden – recht abenteuerlich. Wir hatten ja bis dato keine Ahnung, welche Wege Albanien noch für uns bereithalten würde. Anfangs ging es noch über eine geteerte, wenn auch kurvenreiche Straße dahin. Doch irgendwann war es dann vorbei mit Asphalt und die Straße wurde zur Sandpiste, auf der uns zu allem Überfluss auch noch ständig LKWs entgegenkamen. Denen muss man im Gebirge mit dem Abhang vor Augen auch erst einmal ausweichen. Die LKW-Fahrer sind allerdings nicht zimperlich und brettern einfach vorbei. Immerhin hat man es dann schneller hinter sich. Am Eingang des Nationalparks haben wir uns dann allerdings verwundert umgeschaut. Denn die Landschaft verändert sich schlagartig und es erhebt sich eine Karstlandschaft vor einem mit weiten Flächen und einem riesigen See (dem Blidinje-See), die umgeben ist von Bergmassiven.

Der Park selbst umfasst eine Fläche von 358 km2 und beheimatet rund 1.500 verschiedene Pflanzenarten. Seiner einzigartigen Flora und Fauna hat es der Nationalpark zu verdanken, dass er 1995 zum Naturpark erklärt wurde. Völlig zurecht, wie wir finden. Nach der durchaus anstrengenden Fahrt dorthin, fuhren wir über eine Hochebene, die ihresgleichen sucht und die landschaftlich so ganz anders ist als der Rest von Bosnien, vorbei am Blidinje See und an kleinen Siedlungen. Wer gerne wandert, kommt hier sicherlich auf seine Kosten und kann nicht nur über die verschiedenen Hochebenen spazieren, sondern auch einen der über zehn Gipfel im Nationalpark erklimmen. Wir begnügten uns allerdings damit, die Landschaft aus dem Camper heraus zu genießen, sodass wir noch am Nachmittag Mostar erreichen würden.

Mostar (1 Nacht)

Mostar Altstadt und BrückeWeiter geht die Reise nach Mostar, denn ich finde, Martin muss einmal gesehen haben, wie sich ein Mensch von der 30 Meter hohen Brücke, dem Wahrzeichen der Stadt, stürzt. Dass das in diesem Jahr, aufgrund der Pandemie, nicht alle halbe Stunde der Fall ist wie bei meinem letzten Besuch, konnte ich nicht ahnen. Mostar hat abgesehen von Stari Most auch noch anderes zu bieten:

Die Altstadt von Mostar verzaubert einen mit ihren verwinkelten Gassen, kleinen Lädchen, unzähligen Restaurants und herzlichen Menschen, die immer ein Lächeln auf den Lippen tragen. Mostar sollte bei einer Reise nach Bosnien also auf keinen Fall fehlen. Hier geht’s zum Artikel über Mostar.

Kravica Wasserfälle

Kravica WasserfälleVon Mostar aus ging es zu den Kravica Wasserfällen, die unweit der kroatischen Grenze liegen. Die Wasserfälle sind in einem Waldgebiet gelegen und so erwecken sie den Eindruck, direkt aus dem dichten Grün über den 120 Meter breiten Hang zu stürzen. Im See, den die bis zu 28 Meter hohen Wasserfälle bilden, tummeln sich im Sommer Einheimische und Touristen, um sich ein wenig zu erfrischen. Wir haben auf ein Bad im kühlen Nass allerdings verzichtet, da uns der Wettergott an diesem eher regnerischen Tag nicht sehr gewogen war. Vielleicht war das aber auch unser Glück. Denn normalerweise sind die Wasserfälle sehr gut besucht. An diesem Tag war allerdings wenig los, sodass wir am Ufer des Sees in einem Restaurant noch einen Kaffee genießen konnten. Ob sich die 10 Euro Eintritt pro Nase lohnen? Wahrscheinlich schon, wenn das Wetter entsprechend mitspielt und der See sich in seinen schönen türkisen Schattierungen zeigt. Für uns waren es halt einfach Wasserfälle, die zwar nett anzuschauen sind unter denen wir aber leider nicht duschen konnten.

Weiter ging es nach Trebinje. Zwischen uns und der Stadt im Süden Bosniens hat Gott – und die Unkenntnis über die Route – allerdings die kroatische Grenze gesetzt. Ehe wir uns versahen, standen wir vor der Grenze in Metkovic. Umdrehen war keine Option mehr also ging es eben nach Kroatien. Die Grenzbeamten haben es sehr genau genommen und die Autos vor uns unter die Lupe genommen – inklusive Kofferraum und Motorhaube. Unseren Camper wollten sie allerdings nicht genauer inspizieren. Das wäre wahrscheinlich doch zu viel Arbeit gewesen. Schade eigentlich, wo wir doch so stolz auf unseren Ausbau sind. Nach einem kurzen Mittagessen am Meer haben wir beschlossen, unser Glück zu versuchen und wieder nach Bosnien zu gelangen. Gar nicht mal so einfach in Coronazeiten, denn für die Einreise musste man zu dieser Zeit einen negativen PCR Test vorlegen. Den hatten wir natürlich bei unserer ersten Einreise. Mittlerweile war er aber über eine Woche alt und somit wertlos. Macht nichts, dachten wir uns und begaben uns in Richtung Neum-Korridor, den die meisten Reisenden nutzen, um auf schnellstem Weg nach Dubrovnik zu gelangen. Also einmal kurz rein nach Bosnien und gleich wieder raus. Angekommen an der Grenze hatten wir schon die Befürchtung, abgewiesen zu werden oder nur ebenfalls die Transit-Strecke benutzen zu dürfen. Der Grenzbeamte war allerdings so damit beschäftigt, mit seiner blonden Kollegin zu flirten, dass er uns und unsere Ausweise gar nicht weiter beachtet hat. Glück gehabt.

Trebinje (1 Nacht)

Wieder in Bosnien wurden die Straßenverhältnisse merklich schlechter. Über die Schnellstraße ging es rund 90 Kilometer in Richtung Trebinje. Für diese Strecke haben wir gut über 3 Stunden benötigt. Das war bis dato die schlimmste Straße, die wir erlebt hatten. Die Autobahn endete abrupt und weiter ging es auf einem zwei Meter breitem Schotterweg, für beide Fahrtrichtungen. Zwischendurch war zwar auch Teer, aber immer nur sehr wenig und auch nicht breiter. Dafür sieht man auch einiges von der Landschaft. Recht spät war es bereits als wir in Trebinje angekommen sind. Deshalb haben wir uns schnellstmöglich auf die Suche nach dem Campingplatz begeben, den wir ansteuern wollten. Er liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Unsere Enttäuschung nach einem langen Tag im Auto war groß als wir feststellen mussten, dass der Platz geschlossen und verwaist war. Mittlerweile war es dunkel, wir hatten Hunger und waren müde. Keine guten Voraussetzungen um einen neuen Unterschlupf für die Nacht zu finden. Dementsprechend schwierig hat sich das dann auch gestaltet. Speziell als wir erfahren haben, dass auch der zweite Platz geschlossen war. Entnervt sind wir deshalb mitten in die Stadt gefahren und haben beschlossen einfach genau dort auf einem öffentlichen Parkplatz zu nächtigen. Wir sind ja eigentlich keine Freunde davon, in einer Stadt zu stehen und dann auch noch auf einem recht unansehnlichen Parkplatz neben einer Bar, die vermutlich bis spät abends laute Musik spielen würde. Das war dann aber auch schon egal. Immerhin hatte Aknes einen Stellplatz für die Nacht. Wir haben uns unterdessen auf die Suche nach etwas Essbarem begeben und wurden tatsächlich noch fündig. Die Altstadt von Trebinje ist recht schnuckelig und bietet für jeden Gaumen etwas. An diesem Abend allerdings nicht für meinen, denn ich wollte Eis, war ich doch vor ein paar Jahren bereits in Trebinje und habe dort für umgerechnet 1,50 Euro einen Eisbecher verputzt. Den gab es dann aber immerhin zum Frühstück. Croissant kann ja jeder.

Trebinje war unser letzter Halt in Bosnien und Herzegowina, bevor es mit Aknes weiter nach Montenegro ging.

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