3 Mal wurde ich ganz direkt und einmal recht subtil aber dennoch deutlich von Kolleg*innen gefragt, ob ich denn nun schwanger sei und zwar direkt an dem Tag, an dem ich nach einer kurzen Auszeit zurück ins Büro kam.
Dabei war ich doch einfach nur auf Reisen – eben mit meinem frisch angetrauten Mann, was offenbar genügend Anlass für Spekulationen liefert. Ich hätte eher mit Fragen zu unseren Erlebnissen oder allenfalls zum Umgang mit der Corona-Situation an den Grenzen gerechnet. Nun ja, die Baby-Frage also.
Baby-Alarm! Die 30 liegt hinter mir
Nein, ich habe nie geäußert, dass ich unbedingt Kinder möchte. Im Gegenteil, ich stehe Menschen unter 10 Jahren durchaus eher kritisch gegenüber. Das ist wie mit Hunden: Sie beäugen mich, ich beäuge sie aber wir halten normalerweise eine gesunde, höfliche und respektvolle Distanz zueinander.
Nein, ich habe auch in den letzten Wochen, während meiner Abwesenheit keinen ausladenden Bauch bekommen, der deutlich darauf schließen ließe, dass sich da etwas anbahnt. Ok, vielleicht habe ich zwei Kilo zugelegt. Das Essen war lecker. So what.
Nein, wir haben auch nie verlauten lassen, dass wir unsere Reise nutzen, um so richtig ungestört am Projekt Kind zu arbeiten.
Die Fragen der Kolleg*innen (und im Übrigen auch von Menschen im privaten Umfeld) gründen sich alleine auf zwei Tatsachen:
- Ich habe die 30 bereits hinter mir gelassen.
- Ich bin frisch verheiratet.
Da sehen die meisten Schnuller und Windeln vor ihrem geistigen Auge tanzen. Muss ja jetzt. Nein, muss nicht!
Einfach mal in Zurückhaltung üben
Klar: Böse gemeint ist die Frage nach dem Baby sicherlich nicht. Aber gerade im Berufsleben einfach wahnsinnig unangenehm. Die eine Seite ist ja, dass man eben nicht mit jedem über ein doch recht sensibles Thema wie das Kinderkriegen reden möchte.
Irgendwie betrifft diese Frage ja indirekt mein Sexualleben. Und das geht weiß Gott nun wirklich niemanden etwas an. Erschwerend hinzu kommt, dass es Menschen geben soll (ja, auch Frauen), die keine Kinder haben möchten und sich dafür nicht rechtfertigen wollen („Oh Gott, was ist das nur für eine seltsame Frau so ganz ohne Kinderwunsch?“). Richtig unangenehm für beide Seiten wird es, wenn die Angesprochene keine Kinder bekommen kann und das dann auch so mitteilt („Oh je, die Arme ist bestimmt total verbittert.“) oder es eben für sich behält und mit sich selbst ausmacht.
So oder so, es gibt genügend Gründe, weshalb man sich bei diesem Thema einfach zurückhalten sollte. Völlig egal übrigens, ob es sich um Kolleg*innen, Bekannte, Freund*innen oder Verwandte handelt.
Doch besonders am Arbeitsplatz ist die K-Frage heikel. Denn es ist eben leider so, dass nicht nur Freund*innen oder Kolleg*innen interessiert sind, was sich im Uterus so tut und voraussetzen, dass sich ab einem gewissen Alter eben etwas tut. Auch bei (potenziellen) Arbeitgebern ist das oft der Fall. Für sie schwingen dann auch die mit dem Thema Schwangerschaft verbundenen vermeintlich negativen Konsequenzen mit: Mutterschaftsurlaub, Elternzeit, Teilzeit, krank mit Kind. Genau das bekommt Frau nur allzu oft in ihrer beruflichen Laufbahn zu spüren.
Risiko für einen Arbeitgeber: Frauen zwischen 25 und 40
Es soll ja Unternehmen geben, in denen Frauen lieber nicht befördert werden, wenn sie zwischen 25 und 40 sind. Es besteht immerhin die theoretische Chance, dass sie ein Kind bekommen könnten. Dann hat man als Arbeitgeber eben den Salat, schlägt sich mit der Nachbesetzung der Stelle herum, weiß nicht so recht, ob und wann die Kollegin zurückkommt, wie oft sie danach ausfallen wird, weil der Nachwuchs nun eben Priorität genießt und überhaupt könnte ja dann nachwuchstechnisch gleich nachgelegt werden.
An dieser Stelle möchte ich mal erwähnen, dass so ein Kind ja normalerweise auch noch einen weiteren Elternteil hat. Und Überraschung: Auch dieser könnte sich zu Hause um den kleinen Menschen kümmern. Ist halt in unserer Gesellschaft noch nicht so recht angekommen dieses Konzept. Solls aber trotzdem geben.
Das Vorstellungsgespräch: „Wie sieht‘s denn bei Ihnen mit der Kinderplanung aus?“
Wenn man Glück hat, wittert man – oder vielmehr Frau – übrigens bereits im Vorstellungsgespräch was Sache ist. Genau das ist mir auch schon das ein oder andere Mal passiert. Und zwar direkt nach meinem Studium. Gott sei Dank ist es passiert, muss ich ja sagen. Denn in einem solchen Unternehmen will ich nicht arbeiten.
Dennoch, da kommst du frisch von der Uni, willst dich ins Arbeitsleben stürzen, bist bestens gewappnet, hast Bewerbungsratgeber gelesen, die perfekte Antwort parat auf die Frage nach deinen Stärken, Schwächen, deiner Motivation und wieso du unbedingt genau in diesem Unternehmen durchstarten möchtest und was kommt: „Wie sieht es denn bei Ihnen mit der Familienplanung aus?“ Ja, ähm, wie bitte?
Ob das denn relevant sei, habe ich damals gewagt zu fragen. Die Antwort: „Wir planen längerfristig. Da können wir niemanden brauchen, der nach zwei, drei Jahren ein Kind bekommt.“ Weißte Bescheid, Fräulein. Ich habe wiederum meinerseits – ganz vorbildliche Bewerberin – geantwortet, meinen Masterabschluss ja nicht umsonst gemacht zu haben und an Kinder nicht zu denken. Stimmt ja auch. Würde ich so heute halt auch nicht mehr machen, sondern einfach aufstehen und gehen.
Nun saßen mir in diesem speziellen Fall zwei Herren um die 50 im dunklen Anzug und Schlips gegenüber. Man könnte ihnen also vielleicht noch zugutehalten, dass ihre Vorstellung eben doch ein wenig angestaubt war (was keine Rechtfertigung sein kann).
Ähnliche Situation, gleicher Zeitraum, anderer Gesprächspartner: eine Frau Mitte 40. Nach ein wenig nettem Geplänkel die Frage: „Sind sie denn in einer festen Beziehung? Was haben sie denn so geplant“ Entschuldigung? Würde eine Beziehung dafür sprechen, dass ich konflikt- und kompromissfähig und deshalb besser geeignet für einen Job bin? Hat sie mich gerade nach dem nächsten Urlaub gefragt? Eher nicht. Vielmehr wollte die Dame ebenfalls subtil abklopfen, ob sie in den nächsten Jahren noch mit meiner vollen Einsatzkraft rechnen könnte. Dabei hatte ich so gehofft, dass eine Frau nachvollziehen kann, in welch verzwickter Situation sich junge Bewerberinnen befinden, die doch eigentlich nur nach ihrem Studium endlich loslegen wollen.
Die Frage nach der Schwangerschaft: Irgendwie unangebracht
Ich habe in meinem Lebenslauf weder etwas über meinen Beziehungsstatus verlauten lassen, noch habe ich meine Bewerbung begonnen mit „Ich möchte ja sowieso bald zwei bis fünf Kinder und suche eine Stelle, mit der ich die nächsten 6 bis 12 Monate überbrücken kann. Meinen Masterabschluss habe ich auch nur just for Fun gemacht, um die Zeit bis zum ersten Kind halbwegs sinnvoll hinter mich zu bringen.“
Wenn sich also Kolleg*innen danach erkundigen, ob ich denn „endlich“ schwanger bin, ist das nicht nur eine Frage, die irgendwie unangebracht ist. Vielmehr zeigt es, was von Frauen in einem gewissen Alter eben erwartet wird: Mutter zu sein. An sich ja nichts Schlimmes. Doch die Frage nach einer möglichen Schwangerschaft ist eben nicht so harmlos wie die nach dem morgigen Wetter.
Ein Kind – wie ein Tattoo im Gesicht
Auf der einen Seite eben, weil es eine ganz private Entscheidung ist, ein Kind in die Welt zu setzen, die niemand zu kommentieren hat und auf der anderen Seite, weil diese Entscheidung einen Rattenschwanz an beruflichen Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Denn ein Kind zu haben ist für Frauen in beruflicher Hinsicht oft wie ein Tattoo im Gesicht. Es ist nicht nur so, dass es dir für immer erhalten bleibt. Zu viele derjenigen, die es sehen, gehen einfach davon aus, dass diejenigen, die es haben, weniger leistungsbereit im Arbeitsleben sind. In den meisten Köpfen herrscht eben die Denke vor, dass ein Kind nicht damit zu vereinbaren ist, dass Frau auch in ihrem Beruf aufgehen kann – Gott bewahre vielleicht sogar in Vollzeit und mit ganzem Einsatz.
Wohl derjenigen, die einen Arbeitgeber findet, in der „Frau im gebärfähigen Alter“ kein Handicap ist.
Bildquelle: Photo by Ricardo Moura on Unsplash
Einfach nur gut LOL