Zugegeben, wir hatten so unsere Probleme mit dem Auto auf unserer Reise durch den Balkan: Stinkende und quietschende Bremsen, Dachschaden, weil wohl ein Berg oder Balkon ein wenig zu nah kamen, Motorkontrollleuchte und Probleme mit der Kupplung. Das hat dazu geführt, dass wir während unserer dreimonatigen Reise 7 Mal eine Werkstatt aufgesucht haben. (Jobangebote diesbezüglich werden auch heute noch gerne entgegengenommen.)
Nun weiß quasi jedes Kind: Wenn alleine die Vorderreifen die Einfahrt einer Werkstatt bei uns zu Lande auch nur touchieren, ist man per default schon 200 Euro los. No Offence: Gründlichkeit und Qualität kostet halt. Nicht so auf dem Balkan: Bremsencheck, Motorölcheck, Kupplungscheck und diverse kleinere Reparaturen haben uns keinen Cent gekostet. Insgesamt haben wir bei unseren Werkstattbesuchen ein einziges Mal etwas zahlen müssen und zwar in einer Fiat Vertragswerkstatt in Tirana, Albanien. Dort sind wir gelandet, nachdem wir ein lästiges und immer lauter werdendes Quietschen beim Betätigen der Kupplung festgestellt hatten.
Fiat Vertragswerkstatt: 4 Wochen Wartezeit, 500 Euro und ein Häkeldeckchen
Nachdem Doktor Google (gilt ja auch für Autos) uns gesagt hat, dass das vermutlich ein ernstes Problem werden könnte, die Kupplung sicherlich bald ihren Geist aufgeben und sich im selbstzerstörerischen Modus quasi zersetzen würde – ja die Suchergebnisse können schon dramatisch sein – haben wir uns also aufgemacht, das Problem in einer Werkstatt checken zu lassen. Während Aknes sich einem gründlichen Check-Up unterzog, aßen wir in Omas Restaurant ums Eck lecker Süppchen. Mangels Sprachkenntnissen wurde ich kurzerhand in die Küche verschleppt, wo ich in Augenschein nehmen sollte, was auf dem Teller landen würde. Erkannt habe ich es nicht, geschmeckt hat es trotzdem und ein selbstgehäkeltes Deckchen von Omi gab es obendrein geschenkt dazu.
Zurück bei Aknes, wurde uns mitgeteilt, dass ein Teil der Kupplung kaputt sei und getauscht werden müsse. Problematischer Weise hätte man das gerade nicht auf Lager und die Wartezeit würde vier Wochen dauern. Da waren die veranschlagten Kosten von rund 500 Euro tatsächlich noch das kleinere Problem. Half also nichts. Weiter ging es mit quietschender Kupplung durch Albanien.
Auch Mechaniker machen Hausbesuche
Glücklicherweise hat uns unser Weg an einen Strandabschnitt in Albanien geführt, an dem es in der Strandbar Bueno Villa nicht nur die weltbesten Frutti di Mare gibt, sondern auch Autoprobleme kurzerhand gelöst werden. Wir hatten jedenfalls von unseren Kupplungs-Problemen erzählt und der Besitzer der Strandbar versicherte uns, dass der im Ort ansässige Mechaniker heute sowieso noch in der Bar Station machen würde.
Wir sind recht sicher: Das hätte er nicht getan, sondern er wurde eigens für uns einbestellt. Er hat sich des Problems auch gleich angenommen, eine Spritzfahrt mit Aknes gemacht, sich das Geräusch angehört, begonnen die Fahrerkabine auseinander zu bauen und sofort eine Diagnose gestellt. Welche das war, haben wir leider nicht erfahren. Denn dazu haben auch die Übersetzungskünste der Helfer vor Ort nicht ausgereicht. Da am Strand aber sowieso das notwendige Werkzeug fehlte, sollten wir in den nächsten Tagen bei ihm vorstellig werden. Gesagt, getan, haben wir uns auf zur örtlichen Werkstatt gemacht, die im Übrigen gar nicht leicht zu finden war. Wir wollten schon aufgeben als uns das Schicksal (oder der Anruf beim Bar-Besitzer) doch noch den richtigen Weg wies.
Dorf-Werkstatt: 2,5 Stunden Arbeit, 0 Euro und einige wertvolle Erkenntnisse
In der Werkstatt angekommen, machte sich der Mechaniker auch gleich an die Arbeit. Was man wissen sollte, wenn man sein Auto in Albanien in eine kleine Dorfwerkstatt bringt: Man muss dem Experten über die Schulter schauen. Und zwar nicht, damit keine Fehler gemacht werden oder er zu viel am Auto herumschraubt, um am Ende etwas mehr abrechnen zu können. Nein, das scheint einfach irgendwie zum guten Ton zu gehören. Du schaust dem Mechaniker bei der Arbeit zu. Wenn du es nicht tust, wirst du freundlich dazu aufgefordert.
Das war in unserem speziellen Fall besonders nett, weil wir weder Auto- noch Sprachkenntnisse hatten. Deshalb konnten wir weder wissen, was er tut, noch verstehen, was er uns dazu erzählt. Ein anderer Werkstattbesucher, der ebenfalls sein Auto gerade flicken lies, hat dann ins Englische übersetzt. Und so lief die Sache tatsächlich ganz gut.
Insgesamt 2,5 Stunden hat sich der Besitzer der Dorf-Werkstatt um Aknes gekümmert, viele Teile ausgebaut, um an die Kupplung heranzukommen, diese einmal kräftig geschmiert und alles wieder zusammengeschraubt. Wer die Werkstatt-Preise in Deutschland kennt, weiß, dass da ein stolzes Sümmchen zusammenkomme sollte, nicht nur für die reine Arbeitszeit, sondern weil – wenn schon mal alles ausgebaut ist – sicherlich auch etwas getauscht werden könnte. Sonst lohnt es sich ja nicht.
Übrigens auch etwas, was wir gelernt haben: In Albanien wird das repariert, was wirklich repariert werden muss. Nicht weniger aber eben auch auf keinen Fall mehr. Keine weiteren Checks bitte und schon gar keine vorsorglichen Maßnahmen.
König des Dorfes – der Mechaniker
Es hat uns tatsächlich ein wenig stutzig gemacht, dass das Problem mit etwas Fett behoben sein sollte, hatten wir doch den Kostenvoranschlag der Vertragswerkstatt gesehen, der uns sagte, welches Teil dringend getauscht werden müsse. Aber der Meister versicherte uns, dass wir uns das sparen könnten. Und was sollen wir sagen: Die Kupplung hat seither keinen Laut mehr von sich gegeben und ist auch sonst sehr handzahm. Und das ist auch ein Jahr später immer noch der Fall. Was ein paar Tupfer Fett so alles bewirken können.
Nach getaner Arbeit steht normalerweise eines an: Das Zahlen der großen Rechnung. Doch Fehlanzeige. Schließlich hätte er ja gar nichts gemacht, so der Mechaniker. Natürlich konnten wir es nicht auf uns sitzen lassen, einen Mann nicht zu bezahlen, der sich liebevoll um unseren Camper gekümmert hat, um ein kleines Problem zu beseitigen, das uns wahrscheinlich sonst noch viele Nerven und einiges an Geld gekostet hätte.
Unser Fazit: Werkstätten im Ausland müssen nicht schlechter sein als bei uns. Die Probleme werden nur anders angegangen und manchmal sogar mit einfachen Mitteln aus der Welt geschafft. Kein einziges Mal wurden wir abgezockt. Wenn ein Mechaniker 7 Töchter hat, ist er der König des Dorfes,