Über die Vor- und Nachteile von Gas fürs Kochen im Wohnmobil wird viel diskutiert. Sei es, wie gefährlich Gas sein kann oder wie aufwendig die Installation ist, nicht zu vergessen all die Vorschriften, die es zu beachten gilt oder die Überlegung welcher Brennstoff zum Kochen generell der Beste ist.
Am Ende ist es, wie so oft beim Selbstausbau, eine Glaubensfrage, eine Abwägung der Alternativen und eine Entscheidung für die Alternative mit den wenigsten beziehungsweise vertretbarsten Kompromissen.
Da wir nur kochen und nicht auch noch damit heizen wollen, haben wir uns recht schnell für Gas entschieden, was nicht zuletzt an den Nachteilen liegt, die mögliche Alternativen mit sich bringen:
- Nicht kochen: geht natürlich auf keinen Fall. 😊
- Mit flexiblem Campingkocher und Gaskartusche kochen: Das klappt schon alleine wegen der Vorschriften zur Wohnmobil-Zulassung des TÜVs nicht. Denn dieser fordert eine fest eingebaute Kochstelle.
- Grillen mit Kohle oder Holz: Das machen wir zwar sehr oft, aber hier gilt das gleiche Argument wie bei dem Campingkocher. Ganz abgesehen davon, dass Grillen im Wohnmobil eine wirklich schlechte Idee wäre.
- Mit Strom kochen: Moderne Induktions-Kochfelder sehen wirklich schick aus, man kann darauf quasi wie daheim kochen. Sie sind wesentlich leichter zu reinigen als Gaskochfelder. Allerdings verbrauchen sie Unmengen an Strom. Würden wir nur auf Campingplätzen stehen und immer am Landstrom hängen, hätten wir uns für diese Variante entschieden.
- Mit Diesel kochen: Diese Variante ist nicht neu aber immer noch eher als Nische zu sehen. Aufgrund der garantierten Versorgung mit Diesel weltweit und weil ja eh ein Tank vorhanden ist, eigentlich die ideale Lösung. Aber nur auf den ersten Blick. Dieselkocher sind sehr teuer, benötigen viel Platz und verbrauchen viel Strom beim Vorglühen und Kühlen.
Also, kochen mit Gas
Hürden beim Kochen mit Gas im Camper
Für das Kochen mit Gas stellt einem der Gesetzgeber die folgenden, durchaus sinnvollen Hürden in den Weg:
Die Gasflasche muss sicher befestigt in einem zum Innenraum des Fahrzeuges abgedichteten Raum mitgeführt werden. Dieser Raum benötigt an der tiefsten Stelle eine unverschließbare Öffnung von 100cm² und – sofern er seitlich geöffnet werden kann – eine Schwelle an der Unterseite der Tür von mindestens 5cm Höhe. Alle Verbraucher müssen außerdem einzeln geregelt werden können. Die Verbindung zwischen Gasflasche und Verbraucher muss auf kürzestem Weg mit Stahlrohren möglichst rüttelfrei verlegt werden.
Diese Liste ist sicher nicht vollständig und soll nur einen kurzen Überblick darüber geben, was wir bei unserer Gasinstallation alles realisiert haben. Für detaillierte Infos zu allen Anforderungen könnt ihr hier nachschauen.
Solltet ihr unsicher sein oder euch nicht ganz sicher sein, dass ihr der Herausforderung gewachsen seid, die Gasinstallation selbst vorzunehmen, zieht lieber einen Fachmann zu Rate. Wir hatten im Vorfeld ebenfalls mehrmals mit einem Fachbetrieb gesprochen, der dann auch die Gasprüfung durchgeführt hat.
Der Gaskasten
Da wir uns dagegen entschieden haben, auch mit Gas zu heizen (mehr dazu in diesem Beitrag), reicht uns eine 5kg Gasflasche völlig aus. Aus platztechnischen Gründen haben wir uns auch dagegen entschieden, eine Ersatzflasche mitzuführen. Theoretisch wäre es laut Vorschriften möglich, zwei Flaschen dabei zu haben. Dadurch muss allerdings der Gaskasten entsprechend größer dimensioniert werden. Die bei uns im Handel – meistens in Baumärkten – gebräuchlichen Gasflaschen mit 5kg Inhalt haben einen Durchmesser von ca. 23 und sind 50 hoch.
Unser Gaskasten hat deshalb ein Innenmaß von 30cm auf 30cm und eine Höhe von 60cm. Sicher hätten wir ihn auch etwas kleiner bauen können. Man sollte allerdings immer bedenken, dass in den Gaskasten auch noch die Anschlüsse und der Druckregler eingebaut werden und man immer auch noch etwas Platz braucht, um die Flasche bequem tauschen zu können.
Das Grundgerüst des Gaskastens
Das Grundgerüst haben wir aus normalen 35cmx35cm Kanthölzern gebaut und von außen auf drei Seiten mit 10mm Sperrholz verkleidet. Damit war der Gaskasten eigentlich schon fast fertig. Aber eben nur eigentlich. Nachdem wir die genaue Position des Kastens im Auto bestimmt haben, haben wir in den Boden das 10cm x 10cm große Loch geschnitten und den Zwischenraum zwischen Bodenplatte und Fahrzeugboden mit Kleber abgedichtet. Von unten haben wir noch ein Standard Lüftungsgitter angeschraubt. Wichtig an der Stelle ist, dass man sich vor der Positionierung und schon bei der Planung des Grundrisses des Ausbaus mal unters Auto legt, damit sich die Öffnung nicht über heißen Teilen wie zum Beispiel dem Auspuff befindet.
Die Tür des Gaskastens
Die nächste Herausforderung war die Tür des Gaskastens. Sie muss ebenfalls dicht und verschließbar sein. Damit ist nicht gemeint, dass sie ein Schloss benötigt, sondern dass die Tür mit einem Riegel sicher verschlossen werden muss. Einfache Magnete, wie wir sie bei anderen Türen im Camper genutzt haben, reichen nicht aus. Deshalb haben wir uns für „Gartentor“ Riegel entschieden, die wir oben und unten an der Tür befestigt haben. Um die Tür abzudichten, haben wir Fensterdichtgummis verwendet. Wenn wir die Tür jetzt also mit den Riegeln schließen, drückt sie sich richtig fest an die Dichtung.
Die Befestigung der Gasflasche
Bevor wir dann die Gasverteilung installiert haben, haben wir uns um die Befestigung der Gasflasche gekümmert. Dafür haben wir zwei Schnellspann-Spangurte verwendet, die wir je an zwei Punkten am Gaskasten befestigt haben. Ein Spanngurt im oberen drittel der Gasflasche, einen im unteren Drittel. Wir waren selbst überrascht, wie gut sich die Flasche damit festziehen lässt. Sie bewegt sich wirklich keinen Millimeter mehr.
Abdichtung des Gaskastens mit Silikon
Als letzten Arbeitsschritt bevor es an die Installation der Gasverteilung geht, haben wir den ganzen Gaskasten von innen mit Silikon abgedichtet. Vermutlich wären viele Stellen wesentlich leichter zu erreichen gewesen, wenn wir schon früher, in noch nicht fertigem Zustand mit dem Dichten begonnen hätten, aber warum einfach, wenn‘s auch umständlich geht.
Damit für die Gasprüfung alles sauber aussieht, haben wir auch teilweise Stellen abgedichtet, die eigentlich keine offene Verbindung nach draußen darstellen: die Querverstrebungen zum Beispiel, an denen wir die Spangurte befestigt haben. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. An dieser Stelle einen großen Dank an unseren fleißigen Helfer Miro, der nicht nur maßgeblich die Verantwortung für den Bau des Gaskastens übernommen hat, sondern auch mit den Fingern überall das Silikon aufgetragen hat. Die Silikonspritze war einfach zu groß für den kleinen Kasten.
Die Gas-Verteilung im Camper
Da wir nur das Gas-Kochfeld als Verbraucher in unserem Gasnetz haben, war die Verteilung des Gases wesentlich einfacher zu realisieren, als es ansonsten der Fall gewesen wäre. Jeder Verbraucher benötigt einen eigenen absperrbaren Gashahn. In unserem Fall ist das der Schraubverschluss der Gasflasche. Von der Gasflasche gehen wir über den zwingend notwendigen Druckregler und einen 40cm flexiblen Gasschlauch direkt an die im Deckel des Gaskasten angebrachte Shotverschraubung.
Diese ist im Prinzip so aufgebaut wie eine Tankdurchführung, hat also eine Mutter innerhalb des Gaskastens, eine außerhalb. Dadurch wird gewährleistet, dass der Gaskasten trotz der Durchführung immer noch dicht ist. Von dort aus, nun außerhalb des Gaskastens, gehen wir mit einem 10mm Stahlrohr, ca. 30cm (fast) gerade nach oben, wo sich direkt unser Gaskochfeld befindet.
Bei allen Verschraubungen ist es ratsam, einen Tropfen Öl aufzubringen. Dadurch lassen sich die Verbindungen besser festziehen und gegebenenfalls auch wieder lösen. Wir haben das leider beim Zusammensetzen der einzelnen Bauteile vergessen. Es ist aber trotzdem alles dicht. Um die Dichtigkeit aller Verbindungen zu prüfen, gibt es im Baumarkt ein Spray, das Blasen bildet, wenn irgendwo Gas austritt.
Erste offizielle Hürde vor dem TÜV-Termin: die Gasprüfung
Puh, schon mal eine Hürde geschafft. Danach wurde überprüft, ob die Gasflasche ordentlich gesichert ist und mittels Druckprüfgerät die Leitungen getestet. Dabei werden die Leitungen mit Druck belastet und das Gerät zeigt an, falls es zu einem Druckabfall kommt, wenn also irgendwo etwas undicht sein sollte. Als letztes wurden noch die grundlegenden Funktionen unseres Gaskochers getestet. Man sollte unbedingt vor dem Einbau des Kochfeldes das Typenschild fotografieren, der Gaskocher muss für den Gebrauch in Wohnmobilen zugelassen sein. Das kann über das Typenschild überprüft werden. Getestet wurde auch, ob beide Brenner ordentlich funktionieren und ob die automatische Verriegelung funktioniert. Die Verriegelung sorgt dafür, dass wenn die Flamme bei aufgedrehtem Gashahn ausgeht, nach kurzer Zeit das Gas automatisch abgestellt wird.
Nach circa 30 Minuten hielten wir unsere Bescheinigung zur bestandenen Gasprüfung in der Hand und der Prüfer hat feierlich die Prüfplakette neben unserem Nummernschild angebracht.
Ja, es war ein Aufwand und ja, die Aufregung vor der Prüfung war groß. Dennoch halten wir es immer noch für die beste Möglichkeit, in unserem Selbstausbau zu kochen. Wir würden es wieder genauso machen. Wenn ihr Fragen dazu habt oder Tipps benötigt, stehen wir sehr gerne zur Verfügung. Auch wenn ihr eine Empfehlung für den Raum München benötigt, wo ihr die Gasprüfung machen könnt, schreibt uns gerne an.
Ein Problem haben wir allerdings noch nicht lösen können. Wir wissen leider nicht, wie viel Gas noch in der Gasflasche ist. Und gerade im Ausland sollte man rechtzeitig schauen, wo man eine neue Füllung bekommt, um nicht plötzlich in der Wildnis seine Nudeln einzuweichen, statt zu kochen. Habt ihr einen Tipp für uns? Wo ermittelt ihr den Füllstand eurer Gasflasche?
Hallo, geht ganz einfach: Flasche wiegen, abzüglich Tara (Eigengewicht ohne Füllung, ist auf der Flasche eingestanzt). Da weiß man wieviel Gas noch drin ist.
Gruß
Danke dir 🙂