Ist eine Heizung im Camper wichtig? Ja, für uns schon. Natürlich hängt das stark davon ab, wie man sein mobiles Heim nutzen möchte. Geht man also davon aus, nur an schönen Wochenenden im Hochsommer seine sieben Sachen zu packen und in die (nahe) Ferne zu fahren, dann braucht man sicher keine Heizung. Aber bereits an lauen Frühlings- oder Herbstabenden bzw Nächten kann es für das Wohlbefinden gut sein, eine Heizung an Bord zu haben.
Für uns hat sich die Frage ob oder ob nicht eigentlich nicht gestellt. Wir wollen so viel Zeit an so vielen Tagen wie möglich in allen erreichbaren Ländern in unserem Camper verbringen. Und außerdem wäre da ja noch die Sache mit dem warmen Wasser, das irgendwoher kommen muss. Wir benutzen unsere Heizung auch, um warmes Wasser zu erzeugen. Durchaus auch mal im Sommer, Lisa ist eine richtige Warmduscherin.
Mögliche Optionen für das Heizen im Selbstausbau
Wie so oft beim Selbstausbau, gibt es auch beim Thema Heizen etliche verschiedene Möglichkeiten. Immer kommt es aber, wie oben schon kurz erwähnt, darauf an, für welche Szenarien man eine Heizung plant und für welche Methode man sich entscheidet:
Heizen mit Diesel
Die Diesel-Standheizung * ist die mittlerweile am häufigsten genutzte Möglichkeit, ein Wohnmobil zu heizen. Dabei wird der Diesel entweder aus dem Fahrzeugtank oder aus einem Extra-Tank entnommen. Ein Extra-Tank wird in der Regel aber nur bei ganz aufwendigen Expedition-Trucks verbaut. Im Normalfall wird der Kraftstoff aus dem Fahrzeugtank entnommen. Die Heizung erzeugt dann, durch Verbrennen des Kraftstoffes, warme Luft, die über Rohre im Fahrzeug verteilt wird. Zusätzlich zum Diesel verbraucht die Heizung auch noch Strom für das Gebläse, um die warme Luft verteilen zu können.
Heizen mit Gas
Je nach Heizungstyp ist ihre Funktion der einer Diesel-Heizung ähnlich. Sollte sowieso auch der Plan bestehen, mit Gas im Camper zu kochen, ist das Heizen mit Gas Im Camper durchaus eine Überlegung wert. Allerdings nur, wenn man entweder plant, nur sehr wenig zu heizen, oder wenn man einen riesig dimensionierten Gastank verbauen möchte. Der Verbrauch einer Gas-Heizung * ist nicht unerheblich.
Der Maximalverbrauch einer für den Wohnwagen ausreichend starken Heizung mit 2600W beträgt rund 250g pro Stunde. Realistisch betrachtet läuft die Heizung nicht den ganzen Tag auf Volllast. Rechnet man aber im Winter bei leichten Minusgraden draußen mit einem halben Tag unter Volllast, hält eine 5kg Gasflasche also nur für 1,6 Tage (5000g/(12hx250g)).
Diese Rechnung ist natürlich sehr theoretisch. Aber dennoch sagt sie aus, dass eine 5kg Flasche im Winter nach circa 2 Tagen gewechselt werden muss. Solltet ihr den Plan haben, mit Gas zu heizen, solltet ihr euch auf jeden Fall vorab Gedanken darüber machen, wie hoch der Verbrauch bei eurer Nutzung sein könnte, wie viel Gas ihr transportieren möchtet und wo ihr an euren Reisezielen eure Vorräte neu auffüllen lassen könnt.
Heizen mit Strom
Es besteht auch die Möglichkeit, den Campervan mit Strom zu heizen. Allerdings ist dies nur realistisch, wenn man mit Landstrom versorgt wird. Strom-Heizungen verbrauchen eine gewaltige Menge an Strom, zumindest wenn man in sparsamen Camper-Verbräuchen denkt.
Heizen mit Holz
Wer liebt es nicht, das Prasseln des Feuers, das flackernde Licht und die wohlige Wärme eines Kaminfeuers? Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und theoretisch überall verfügbar. Heizen mit Holz ist durchaus eine gute Alternative. Allerdings gibt es da ein paar Punkte, die es zu bedenken gilt. Ein kompletter Ofen wiegt gerne mal 200kg, er benötigt einen Kamin, der durch das Dach nach außen führen muss. Und trockenes Holz ist eben doch nicht überall im Wald zu finden. Man benötigt also auch noch eine Möglichkeit, Holz zu lagern. Platz und Gewicht – beides sind regulierende Faktoren beim Camperausbau.
Heizen mit Warmwasser
Der Luxus einer Fußbodenheizung ist eher eine Variante für den High Class Ausbau. Aber es gibt auch Selbstausbauer, die sich an das Thema herangewagt haben. Im Grunde wird warmes Wasser, das entweder mit Gas oder Diesel erhitzt wird, über kleine Schläuche im Zwischenboden des Campers verteilt. Wenn ich mir überlege, das quasi fast alle Anschlüsse unserer Wasserverteilung am Anfang mal undicht waren, will ich gar nicht wissen, welche Gedanken man sich macht, wenn im Zwischenboden ständig Wasser fließt. Und dort kann man ja nicht mal so einfach nachschauen, ob noch alles dicht ist. Ist also aus unserer Sicht eher etwas für die Profis.
Unsere Entscheidung: Heizen mit Diesel im Camper
Wir haben uns aus mehreren Gründen für das Heizen mit Diesel entschieden. Diesel ist überall verfügbar, der Tank ist bereits vorhanden und die Heizungen sind im Vergleich zu Gasheizungen relativ günstig. Unsere Wahl fiel auf die Autoterm Air 2D * Diesel Standheizung . Sie heizt mit einer maximalen Leistung von 2000 Watt und verbraucht unter Volllast circa 0,25 Liter Diesel pro Stunde. Oft wird über die Größe der Heizung diskutiert und mittlerweile geht der Trend weg von der stärkeren Heizung mit 4000 Watt hin zu 2000 Watt oder nach Bedarf zu zwei Mal 2000 Watt. Damit die Heizung nicht verrust sollte sie im Idealfall so oft wie möglich auf Volllast laufen. Das ist bei einer 4000er Heizung in unseren Breitengraden eher selten der Fall, was auf Dauer der Heizung schadet. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die kleinere Variante auch bei Temperaturen unter null Grad genügend Leistung hat, um den Camper anständig zu heizen und die Temperatur zu halten. Dauert halt eventuell nur etwas länger.
Der Einbau der Dieselheizung im Camper
Solltet ihr euch unsicher sein, ob ihr wirklich in den Diesel-Tank und in die Diesel-Verteilung eingreifen möchtet, wendet euch an einen Fachmann. Im Grunde ist das alles kein Hexenwerk, aber auch bei uns war die Hemmschwelle hoch. Wir hatten das Glück, dass in unserem Transporter bereits eine Standheizung für den Fahrgastraum verbaut war. Dadurch konnten wir uns den Einbau eines Tankentnehmers * sparen. Dabei hätte ein Metallrohr direkt in den Tank geführt werden müssen. Aber auch das wäre machbar gewesen. Im Netz gibt es dazu viele aussagekräftige und verständliche Anleitungen.
Zwischen dem Tank und der Pumpe der vorhandene Standheizung haben wir den Schlauch gekappt und ein T-Stück eingebaut. Das Durchtrennen der Dieselleitung war, neben dem Schneiden der Löcher für die Fenster, einer der Arbeitsschritte, die am meisten Mut erfordert haben. Nach dem eingebauten T-Stück haben wir einen Dieselfilter und die Diesel-Pumpe eingebaut. Bei uns waren neben dem Tank von Werk aus Halterungen vorgesehen, an denen wir die Pumpe befestigen konnten. Von dort aus haben wir die Leitung unter dem Auto in Richtung des rechten Hinterrades verlegt und mit Kabelbindern gesichert.
Der Standort der Heizung im Camper
Die Standheizung wird mittlerweile eigentlich von allen innerhalb des Campers verbaut. Vermutlich gibt es einfach zu viele Geschichten von geklauten Heizungen, die unter dem Auto montiert waren. Aus meiner Sicht hat das eher einen Praktischen Grund. Es ist viel leichter, nur die Löcher für die Verbrenner Zu- und Abluft in den Boden zu schneiden, als für die Großen Schläuche für die Heißluft. Auch wir haben sie innerhalb des Campers, in der Nähe des Radkastens, unter der Sitzgruppe eingebaut. Die Heizung benötig ein circa 12cm mal 10cm großes Loch durch den Boden, das am Besten schon bei der initialen Planung berücksichtigt wird. Unter dem Auto muss dann noch die Frischluft-Zufuhr für den Verbrenner und die Abluft für die Abgase verlegt werden. Beide Öffnungen müssen gegen die Fahrtrichtung und mindestens 20cm voneinander entfernt positioniert werden. Zusätzlich zu dem Loch für die Standheizung benötigt die Diesel-Pumpe, die in der Nähe des Tanks verbaut werden muss, ebenfalls Strom. Wir haben für das Kabel einfach direkt neben der Heizung ein weiteres Loch gebohrt und den Strom durch dieses nach unten und unter dem Auto nach vorne zur Pumpe verlegt.
Es empfiehlt sich, alle Schläuche und Rohre an der Heizung zu befestigen, bevor man sie im Auto einbaut. Das Gefummel macht so schon keinen Spaß und hat sehr lange gedauert, auch ohne dass wir dabei unter dem Auto lagen.
Verteilung der Warmluft im Campervan
Ich bin sicher kein Experte und ich habe mich nicht mit der Strömungslehre beschäftigt. Im Grunde kann man sagen, die Luft soll mit so wenigen harten Richtungsänderungen wie möglich, also zum Beispiel rechten Winkeln, durch die Rohre gelangen können. Wir haben dafür Heißluftrohre * mit 6cm Durchmesser verwendet. Bei jedem Ausströmer, von dem die warme Luft in den Innenraum des Fahrzeuges geleitet werden soll, gilt es zu überlegen, wie viel der Strömung entnommen werden soll. Ich werde hier gar nicht tiefer einsteigen, dazu gibt es genügend Informationen von besser informierten Personen im Netz zu finden. Nur ein paar kleine Punkte, die mir weitergeholfen haben:
Die Rohre möglichst gerade verlegen
Kurven sind so weit wie möglich zu vermeiden oder sie sollten nicht zu eng sein, wie oben schon erwähnt. Eine Gabelung kann je nach Ausführung verschiedene Effekte haben. Ein gleichschenkliges Y-Stück, oder ein T-Stück, bei dem die Luft von unten kommt, sollte theoretisch den Luftstrom genau teilen. Also sollte auf beiden Wegen die gleiche Menge an warmer Luft weiter strömen. Ein T-Stück, bei dem die Luft von der Seite kommt, gibt den Großteil der Luft an das gegenüberliegende Ende wieder ab. Bei dem Ende, das im 90 Grad Winkel zur Luft liegt, kommen nur noch circa 20% der Strömung an. Zwischen diesen Varianten gibt es auch noch nicht-gleichschenklige Y-Stücke, die sogar am Häufigsten im Baumarkt zu finden sind. Der Effekt liegt dann irgendwo zwischen den oben beschrieben Extrem-Beispielen.
Platzierung der Luftausströmer richtig wählen
Wir haben für uns bei der Luftverteilung geplant, dass wir von hinten nach vorne heizen wollen. Die Schiebetür (bzw. die Fahrerkabine, wenn man die Trennwand ausgebaut hat) ist immer der kälteste Punkt im Camper. Sie ist schwer zu isolieren und hat häufig ein großes Fenster. Deshalb saugen wir von dort die Frischluft an, haben dann nach der Heizung zwei Luftausströmer in der Sitzgruppe verbaut, außerdem einen oben beim Bett und einen in der Dusche.
Die Ausströmer * in der Sitzgruppe sind mit nicht gleichschenkligen Y-Stücken so verlegt, das mehr Luft daran vorbei strömt als in den Innenraum abgegeben wird. Dadurch ist gewährleistet, dass auch bei offenen Ausströmern noch warme Luft in der Dusche ankommt. Die meiste warme Luft strömt aber dennoch im hinteren Teil unseres Ausbaus aus, kühlt auf dem Weg nach vorne, in Richtung Schiebetür, wieder ab und wird von dort aus wieder angesaugt und neu erwärmt. So zumindest die Theorie. Ob die Strömung sich in der Praxis tatsächlich so verhält, konnten wir nicht nachvollziehen. Wir hatten es auf jeden Fall bisher immer, sowohl bei der Sitzgruppe, als auch im Bett, schön warm.
Warm duschen im selbst ausgebauten Camper
Die Möglichkeit, warm zu duschen, ist gerade für Lisa sehr wichtig. Sie ist einfach eine Warmduscherin. Auch um warmes Wasser zu erzeugen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie hängen aber direkt davon ab, für welche Möglichkeit des Heizens man sich entschieden hat. Wir haben direkt nach unserer Heizung einen Warmluft-Boiler von Elgena eingebaut. Die warme Luft aus der Heizung erwärmt die 6 Liter Wasser, die sich immer im Boiler befinden.
Verbrühschutz installieren
Da die Luft mit circa 90 bis 100 Grad aus der Heizung ausströmt, wird auch das Wasser auf annähernd 90 Grad erhitzt. Um jetzt nicht mit 90 Grad duschen zu müssen – das wäre selbst für Lisa zu warm – haben wir eine Verbrüh-Schutz eingebaut. Dieser sorgt dafür, dass das heiße Wasser immer bis zu einer eingestellten Temperatur mit kaltem Wasser vermischt wird. Dadurch erhöht sich die Menge des heißen Wassers von 6 Liter aus dem Boiler auf circa 15 Liter Wasser mit, bei uns maximal eingestellten 38 Grad. Der volle Boiler reicht also leicht für zwei Mal duschen.
Katzenwäsche statt Wellnessdusche
Ein Wort zum Thema duschen im Camper. Wenn ich hier von duschen spreche ist damit nicht gemeint, dass man duschen kann, wie zu Hause. Unterwegs geht es eher darum, sich zu waschen. Eine, wie ich sie immer nenne, Wellnessdusche, bei der man sich also Zeit lässt, sich rasiert und es sich gut gehen lässt, ist nicht möglich. Dafür reicht das Wasser bei weitem nicht. Eine herkömmliche Dusche verbraucht im Schnitt circa 10 bis 15 Liter Wasser pro Minute. Nach 10 Minuten Duschen wäre unser 100 Liter Frischwassertank also schon leer.
Probleme mit der Hitze der Heizung
Wie schon geschrieben, strömt die Luft aus der Heizung mit circa 90 Grad aus. Die Rohre für die Luftverteilung können mit dieser Temperatur natürlich umgehen, sind aber nicht wirklich isoliert und geben eine enorme Hitze an ihre Umgebung ab. Dadurch hatten wir schon das ein oder andere Problem. Zum Beispiel befinden sich die Wasserschläuche, die an den Boiler angeschlossen sind, über dem ausströmenden Luftrohr und werden dadurch enorm warm, weich und das Wasser darin erwärmt sich und dehnt sich aus. Schon mehrfach hatten wir an genau dieser Stelle Wasser im Bus. Als notdürftige Lösung haben wir eine Styrodur-Platte, die von der Dämmung des Bodens übrig war, zwischen die Schläuche und das Luftrohr gelegt. Man sollte also bei der Planung der Luftverteilung immer bedenken, dass auch alle sich in der Nähe der Rohre befindlichen Gegenstände enorm erwärmen können.
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